BFW besucht Biogasanlage von Familie Gripp in der Vogelzunge
Strom & Wärme aus Weddelbrook
Erneuerbare Energien tragen in Weddelbrook schon seit Jahren zur klimaschonenden Strom- und Wärmegewinnung bei. Vier Biogasanlagen sind insgesamt in unserer Gemeinde im Betrieb. Eine der beiden Großanlagen betreibt Familie Gripp in der Vogelzunge. Auf Einladung von Thomas Gripp besichtigten die BFW-Mitglieder den Hof und bekamen die Abläufe im Detail erklärt.
Für die Biogasproduktion werden 30% Gülle und 70% Pflanzenmasse in den Fermentationsbehältern vermengt. Die Gülle wird direkt aus den Kuhställen in die Anlage transportiert. Die Pflanzenmasse, etwa 22 Tonnen täglich, wird in große Trichter gefüllt und von dort automatisch in die Anlage „gefüttert“. Unter Einsatz von Wärme und mit Hilfe von Bakterien entsteht in den Fermentationsbehältern unter permanentem Rühren Methangas. Das verbleibende Substrat aus der Gasproduktion wird abgeschieden, mit dem Rest der Fernwärme getrocknet und auf den Feldern ausgebracht.
Mit dem Gas werden die Motoren eines Blockheizkraftwerks angetrieben, das gleichzeitig Strom und Wärme erzeugt. Der Strom wird ins Netz eingespeist, mit der Wärme werden 30 Haushalte in Weddelbrook beheizt und zusätzlich die Temperatur in den Fermentationsbehältern konstant auf 38-42°C gehalten. Diese Temperatur ist notwendig, damit die Bakterien Gas erzeugen können. Bei sehr kalten Temperaturen kann mit Holz zugeheizt werden, damit die Fernwärmekunden zuverlässig beliefert werden können.
Um die Biogasanlage zu füttern, bewirtschaftet Familie Gripp zusammen mit ihren vier Mitarbeitern in und um Weddelbrook ca. 100 ha Land und melkt 130 Milchkühe, die nicht nur für die Gülle, sondern auch für den Nachwuchs im Stall sorgen. Allein mit dem Melken sind morgens und abends zwei Personen jeweils 2,5 Stunden beschäftigt. Deshalb gehen im Kuhstall in Kürze zwei Melkroboter in Betrieb, die den Zeiteinsatz halbieren sollen.
Neben der Arbeit auf dem Feld und im Stall ist auch der administrative Aufwand in einer Biogasanlage zeitraubend. Alle Materialien, die ein- oder ausgebracht werden, müssen für die regelmäßigen Kontrollen genau dokumentiert werden. Die Sicherheitsbestimmungen sind hoch und die politischen Rahmenbedingungen ändern sich permanent. Ab 2024 ist es zum Beispiel nicht mehr erlaubt, auf einer Fläche Mais nach Mais oder Weizen nach Weizen anzubauen. Das wird die Planung des Pflanzenmix für die Biogasanlage weiter erschweren.
Alle Teilnehmer der Exkursion waren beeindruckt von den komplexen Abläufen und dankten der Familie Gripp für den Blick hinter die Kulissen der Biogasproduktion.